13. Oktober 2024
Herzschlagfinale im Endspiel. Royals verteidigen ihren Titel!

In einem bis zur letzten Minute spannenden Spiel konnten die Potsdam Royals ihren im vergangenen Jahr an gleicher Stelle erkämpften Meistertitel gegen die Dresden Monarchs verteidigen.

Nach einer makellosen Saison – 12 siegreiche Spiele in Folge plus 2 Siege in den Playoffs – zogen die Potsdam Royals als klare Favoriten ins Finale der obersten Liga des American Football in Deutschland, den GFL-Bowl ein. Ihr dortiger Gegner, die Dresden Monarchs, hatten während der Saison das Spielfeld zweimal als Verlierer verlassen, sich aber als Zweitplatzierte der Nordstaffel der Erima GFL bis ins Final gekämpft.

Das Stadion an der Hafenstraße in Essen war mit knapp 10.000 Zuschauern gefüllt, als um 17 Uhr das Spiel beginnen konnte. Die Dresdner hatten sich kurz zuvor entschieden, den Potsdamern zuerst das Angriffsrecht zu überlassen. Keine optimale Entscheidung, denn die Royals nutzen direkt ihre ersten Angriff um durch Jaylon Henderson, ihren Star-Quarterback, in Führung zu gehen. Nach der erfolgreichen Conversion steht es 8:0 für den Titelverteidiger.

Die Potsdamer Defense lässt den Königlichen aus Dresden nicht den Erfolg eines direkten Gegenschlages: Nach nur drei Versuchen mussten sich die Monarchs schon wieder vom Ball trennen. Aber auch die Potsdamer können in dem sehr schnell verlaufenden ersten Viertel keine weiteren Punkte erzielen.

Das gelingt ihnen dann direkt nach dem ersten Seitenwechsel. Der „Vielseitigkeits-Champion“ der Potsdamer – Heiko Bals – erzielt ein 31-Meter-Fieldgoal und erhöht den Vorsprung der Royals auf 11:0.

Die Dresdner Offense war inzwischen erwacht und brachte die ihr zugesprochene Leistung nun auch auf den Rasen. Im ersten Versuch konnten sie noch nicht bis in die gegnerische Endzone vordringen, nach einem vergebenen 4. Versuch der Royals Offense in der Potsdamer Hälfte und somit Ballbesitz für die Monarchs kurz vor der Potsdamer Goalline konnten die Dresdner die ersten Punkte des Spiels feiern. Es war ebenfalls der Quarterback der Dresdner, der den Touchdown erzielt, der anschließende Extrapunkt war ebenfalls erfolgreich. Neuer Spielstand 11:7.

Im nächsten Drive der Potsdamer zeigten diese, dass ihr Erfolg zu großen Teilen am Passspiel hängt. Mit schnellen, genauen Pässen erreichen die Royals wieder die Redzone der Dresdner. Von hier aus ist es erneut Jaylon Henderson, der sich durch die Dresdner Verteidigung schlängelt und seinen zweiten Touchdown dieses Finals erzielt. Die 2PC war erfolgreich – mit einem Spielstand von 19:7 gehen die Mannschaften in die Pause.

Mit den ersten Versuchen nach der Pause versuchen die Monarchs noch erfolglos die Defense der Royals zu überwinden. Aber die Defense der Dresdner hat in der Pause sichtbar gute Hinweise ihrer Trainer erhalten und konnte durch deren Umsetzung den Druck auf die Potsdamer Offense deutlich erhöhen. Die Royals müssen ebenfalls punten.

So vergehen einige Spielzüge. Trotz viele schöner Aktionen auf beiden Seiten – auf der Anzeigetafel ändert sich nichts. Das dritte Viertel endet wie das zweite: 19:7

Das vierte und letzte Quarter brachte dann neben einigen Punkten auch einen wirklichen Krimi auf den Rasen. Mit einer Reihe von sehenswerten Pässen bewegt Brock Domann nicht nur die Mannschaft übers Feld, sondern versorgt die bisher nicht überzeugende Dresdner Offense insgesamt mit neuem Selbstbewusstsein.

Das Ergebnis dieses Aufbäumens: Wide Receiver Jordi Torrededia erzielt zu Beginn des vierten Viertels den Anschluss-Touchdown. Plus erfolgreicher Zusatzpunkt: 19:14.

Mit einen Lauf über mehr als das halbe Spielfeld konnte Jaylon Henderson jedoch kurz danach den alten 2-Score-Vorsprung wiederherstellen. Auch die dritte Conversion des Spiels war erfolgreich: 27:14 für Potsdam.

Das schockte die Dresdner jedoch nicht. Ganz im Gegenteil. Sie spielten jetzt auch schnell und genau: Ricky Smalling erzielte einen weiteren Touchdown. Der Extrapunkt ebenfalls erneut gut: 27:21. Mit diesem Spielstand ging es in die letzten Minuten.

Und scheinbar waren die Royals von den letzten Spielzügen der Dresdner doch beeindruckt. Nicht nur, dass der eigene Angriff nicht mehr die notwendigen Meter erzielte – also Dresden wieder in Ballbesitz kam. Nein, die bisher so zuverlässige Defense „schenkte“ den Monarchs zwei aufeinanderfolgende Fouls und damit 30 Meter.

Die letzte Minute war angebrochen, die Dresdner Angriffsreihe stand in der Redzone der Potsdamer und hatte vier Versuche, die Endzone zu erreichen. Die letzten Spielzüge davor hatten die Passverteidigung der Royals in keinem guten Licht erscheinen lassen.

Folgerichtig versuchten die Dresdner diese Schwäche erneut zu attackieren. Und bei jedem Passversuch blieb den Zuschauern kurz das Herz stehen – die Spannung im Stadion knisterte spürbar. Kaum ein Zuschauer konnte sitzen bleiben.

Doch diesmal hielt die Defense der Potsdamer – auch der ausgespielte vierte Versuch fand sein Ziel nicht. Mit noch 30 Sekunden auf der Uhr stürmten die Spieler aus der Teamzone schon auf das Feld – die Schiedsrichter bestanden aber auf einem letzten Spielzug der Potsdamer – den diese mit einer sogenannten „Victory-Formation“ durchführten.

Auch wenn das berühmte „Phrasenschwein“ nun von mir gefüttert wird: „Offense wins games. Defense wins championships.“ Wenn diese alte Football-Weisheit hier nicht zur Anwendung kommt, wann dann?!

Viele Spiele dieser Saison waren spannend – jedoch keines dieser Brisanz und auch keines mit Beteiligung der Royals. So hatte dieses Finale wirklich etwas ganz Besonderes. Neben den vielen Dingen, die bereits im Vorfeld benannt wurden, war es sicher eines der spannendsten und knappsten Finals und eine Werbung für den deutschen Football.

Jaylon Henderson wurde aufgrund der erzielten Touchdowns zum MVP des Spiels gekürt. Ein ganz großer Dank geht jedoch an den neuen Vizemeister – die Dresden Monarchs! Ohne deren starke Leistung wäre der zweite Meistertitel für die Potsdam Royals aus meiner Sicht nur die Hälfte wert.

Sie haben gezeigt, dass es immer Mittel gibt, auch scheinbar übermächtige Gegner mit Mut und guter Vorbereitung herauszufordern. Ich bin mir sicher, dass diese Dresdner Mannschaft in der kommenden Saison einen neuen Angriff auf den Titel starten wird.

Und die Royals? Nach dem Finale ging es für Spieler und „Beule“, den gewonnenen Pokal, zum Feiern in die Innenstadt von Essen. Sie werden diesen hart erkämpften Sieg eine Zeit lang genießen, bevor in wenigen Wochen bereits die Vorbereitung auf die kommende Saison startet.

Fantreffen am Montag, 14. Oktober im Lindenpark, Potsdam

ROYALS 2024

 

Foto: Sarah Philipp